Die WN berichtet: Annette Watermann-Krass stellt Beispiele für regionale Vermarktung vor – Landwirte zum Umsteuern bereit

Kreis Warendorf. Fairer, ökologischer, regionaler: Die hiesige SPD-Landtagsabgeordnete Annette Watermann-Krass hat ein Buch mit Rezepten und Tipps für den Kreis Warendorf. Von Dierk Hartleb

Foto: Dierk Hartleb

„Wir haben eine 500-prozentige Versorgung mit Schweinefleisch“, stellt Annette Watermann-Krass fest. Andererseits ist jeder Verkauf für die Züchter derzeit ein Zuschussgeschäft. Zudem liegt der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse landesweit nur bei 20 und 35 Prozent. Das sind Erfahrungen und Fakten, die die SPD-Landtagsabgeordnete bei ihren Besuchen immer wieder hört. Als Kind auf einem Hof in Sendenhorst aufgewachsen, kennt die Diplom-Designerin die Probleme des Berufsstandes.

In vielen Gesprächen mit Landwirten gelangte sie zu der Einsicht: Massentierhaltung und Globalisierung sind weder klimafreundlich noch zukunftsfähig. Als Alternative sieht die Fachfrau Tierwohl und regionale Vermarktung. Viele Landwirte seien bereit, ihre Produktionsweise umzustellen. Aber: „Sie brauchen Perspektiven.“

„Das ist keine Landlust“

Bei ihren Betriebsbesuchen im Kreisgebiet habe sie nur Menschen kennengelernt, die „kreativ, mutig und überzeugt neue Wege gesucht haben und diese mit tollen Projekten zur nachhaltigen Lebensmittelproduktion gegangen sind“, schreibt sie im Vorwort ihres Buches „Entdeckt. Besucht, Weitergegeben. Eine Genussreise durch den Kreis Warendorf“, in dem sie Höfe, ihre Produkte, Rezepte oder beispielhafte Initiativen und Vermarkungen vorstellt.

„Das ist keine Landlust“, unterstreicht die 65-Jährige, die schon frühzeitig ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur für die Landtagswahl im Mai 2022 bekanntgegeben hat.

Für sie ist es eine Frage des Respekts, dass die Landwirtschaft für gute Arbeit auch gut bezahlt wird. Aber damit nicht genug. „Eine gesunde Ernährung beginnt bei unseren Kindern“, erklärt sie. Also in Kitas und Schulen. Das setzt Ernährungsbildung voraus.

Nachhaltig und qualitativ

Für Watermann-Krass bedeutet diese Forderung ein kostenloses Mittagessen nach Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Kitas und Schulen. Und das vor allem mit regionalen Produkten.

Ein ähnliches Programm fordert die Politikerin für Kantinen, Großküchen in Krankenhäusern und Seniorenheimen. Auch die Städte und Gemeinden seien aufgefordert, hier ihren Einfluss stärker geltend zu machen.

Beim Hartz-IV-Regelsatz von 5,09 Euro pro Tag für Verpflegung sind ihnen allerdings die Hände gebunden, da abhängig vom Bundesgesetzgeber. „Das reicht kaum aus, um gerade Kindern eine gesunde Ernährung zu ermöglichen“, kritisiert Waterman-Krass.

Regionalisierung wird immer wichtiger

In einem Positionspapier zur Landwirtschaft setzt sich die SPD-Landtagsfraktion für eine Regionalisierung der Lebensmittelproduktion ein: um die Verarbeitung von Lebensmitteln in ihren Anbaugebieten zu fördern, den Aufbau regionaler Wertschöpfungszentren zu stärken, um lange Transportwege zu vermeiden, das Spenden von Produkten zu fördern, die auch nach dem Mindesthaltbarkeitsdatums noch essbar sind, den Einsatz einer Höchstpreisregelung für den Verkauf von Landwirtschaftsflächen zu etablieren, und um Bodenmarktpreise zu dämpfen.

Zwei Jahre an Vorbereitung stecken auf den 120 Seiten des reich bebilderten Buchs, das Lust macht auf eine kulinarische Reise durch die nähere Heimat.

Hier geht es zum Artikel auf der Website der Westfälischen Nachrichten.