„Ich begrüße es sehr, dass die Landesregierung jetzt klar und deutlich anerkannt hat, dass auf dem Landgestüt im April gegen das Tierwohl verstoßen wurde. Dennoch ist der Bericht für mich an einigen Stellen unzureichend. Was ich vermisse, sind klare Aussagen zur weiteren Prüfung des Vorfalls und zudem der Kontakt zu den Zeugen vor Ort. Die neu einberufene Kommission des Landwirtschaftsministeriums hat nun mehrere Wochen damit verbracht, das Videomaterial zu prüfen. Dabei waren in der Reithalle zahlreiche Fachleute, nämlich Berufsreiter zugegen, die den Vorfall sehr gut einschätzen können. Dennoch wurden bisher keine Zeugenaussagen angefragt. Überhaupt ist es doch verwunderlich, dass das Ministerium zwar eine Kommission gebildet hat, auf den externen Sachverstand der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) dabei jedoch verzichtet. Deren Einbezug in der Kommission wäre aus meiner Sicht essentiell für eine transparente Aufarbeitung gewesen.
Zum Ende des Berichts gelobt die Ministerin dann Besserung für Haltungs- und Ausbildungsbedingungen auf dem Landgestüt. Eine neue Reithalle wird derzeit gebaut. Man muss kein Reiter sein um sich bewusst zu sein, dass der Ort der Ausbildung nicht besonders viel Einfluss auf die Methoden des Trainings hat. Zudem sollen weitere Paddocks, also kleine Ausläufe, und Führanlagen für kontrollierte Bewegung kommen. Dabei ist das was wirklich fehlt die freie Bewegung für die Hengste. Nur mit genügend Platz und Abwechslung kann man nachhaltig solchen Vorfällen und dem damit verbundenen zu harten Eingreifen vorbeugen. Pferde sind Bewegungstiere und brauchen täglich freien Auslauf. Nicht nur deshalb ist die artgerechte Haltung genauso wichtig für eine pferdegerechte Ausbildung, wie ein fairer, aber konsequenter Umgang im Sattel und am Boden. Wir erwarten vom Landgestüt als Institution mit Vorbildfunktion, dass dem vor Ort in Zukunft transparent und verlässlich nachgekommen wird. Dabei muss die Landesregierung jetzt ihrer Verantwortung gerecht werden, dies regelmäßig zu überprüfen, anstatt den Vorfall in der Schublade verschwinden zu lassen. Der bald anstehende 200. Geburtstag gibt schließlich genügend Anlass, eine neue Zeit für das Traditionsgestüt anbrechen zu lassen.“