Statement zu den aktuellen Vorfällen am Landgestüt in Warendorf: Tradition, Transparenz, Tierschutz?

Die aktuellen Vorfälle auf dem NRW-Landgestüt in Warendorf erschüttern derzeit nicht nur die Medienwelt des Pferdesports. Auch auf landespolitischer Ebene beschäftigt man sich mit den Vorwürfen des „nicht pferdegerechten Trainings“, das mit entsprechenden Videoaufnahmen dokumentiert wurde und durch verschiedene Berichte an die Öffentlichkeit gelangt war. Als Mitglied des Umweltausschusses und Abgeordnete für den Kreis Warendorf habe ich mein Statement dazu abgegeben:

Bild: Florian Götting

„Die Berichte, die mich aus dem Warendorfer Landgestüt erreicht haben zeigen, dass in dieser Traditionseinrichtung dringend Handlungsbedarf besteht. Dass das Training, gerade von jungen Hengsten, nicht zu jeder Zeit harmonisch ablaufen kann und Menschen auch mal Fehler machen, steht dabei vollkommen außer Frage. Wenn dies jedoch so eindeutig tierschutzwidrig und über so einen langen Zeitraum wie beschrieben geschieht, kann nicht mehr von einer unglücklichen Momentaufnahme und wohl auch nicht von einem Einzelfall die Rede sein. Die vorschnelle Reaktion der Gestütsleiterin bestätigt diese Befürchtung: Statt Transparenz zu wahren und Aufklärungsarbeit zu leisten, wird prompt ein Videoverbot verhängt. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Das Verbot wurde mittlerweile zwar wieder entschärft. Der Vertrauensbruch gegenüber der Öffentlichkeit, für die das Landgestüt eigentlich permanent zugänglich sein sollte, bleibt jedoch.

Diese Transparenz bei der Aufarbeitung erwarte ich nun vom zuständigen Landwirtschaftsministerium, dem das Gestüt untergeordnet ist. Hinterzimmergespräche und interne Diskussionen sind jetzt genauso fehl am Platz, wie das Videoverbot. Stattdessen sollte das Ministerium auf die Expertise der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zurückgreifen, die sich zu dem Fall bereits kritisch geäußert hat. Dabei erwarten wir seitens der SPD eine klare und konsequente Kommunikation nach außen hin, gepaart mit entsprechenden Maßnahmen. Vorrang sollte dabei nicht der nun ohnehin bröckelnde Ruf des Landgestüts haben, sondern allein das Wohl der Pferde und deren tierschutzgerechte Ausbildung vor Ort.

Wenn Landgestüte als historische Institutionen in Zukunft erhaltenswert bleiben sollen, muss sich an dieser Stelle dringend etwas tun. Tierschutzwidrigkeit unter dem Deckmantel der Tradition sollte gerade in der Stadt des Pferdes nichts zu suchen haben.“

Die SPD wird dieses Thema daher in der nächsten Sitzung des Umwelt- und Landwirtschaftsausschusses am 9. Juni auf die Tagesordnung setzen und von der Landesregierung einen Bericht einfordern.