Zu Gast bei Pott‘s: „Mehr Unterstützung für regionale Brauereien in der Krise“

Gestern war ich im Gespräch mit Jörg Pott, Inhaber der traditionsreichen Brauerei Pott's in Oelde. Dabei ging es unter anderem um die Erstattung der Biersteuer und die Frage, wie man der Branche wieder eine Perspektive bieten kann.

Die Corona-Pandemie ist für viele Unternehmen existenzbedrohend. Besonders die Gastronomie und Hotellerie leiden hierunter seit gut einem Jahr. Auch die kurze Öffnung im Sommer 2020 hat keine nennenswerte Erholung gebracht. Als der Teil-Lockdown kam, wurde der Gastronomie ein Umsatzausgleich in Höhe von 75 Prozent zugesagt. Das sollte auch für die Lieferpartner gelten, sofern sie 80 Prozent ihres Umsatzes mit der Gastronomie machen. Durch die noch vorhandenen Umsätze im Lebensmittel- und Getränkehandel sind Braueiern von diesen Hilfen jedoch bis heute ausgeschlossen. Vor allem regional ausgerichtete und oft familiengeführte Mittelstandsbrauereien sind hiervon betroffen, so auch die Pott’s Brauerei aus Oelde, die zudem auf Einnahmen aus dem eigenen Gaststätten- und Veranstaltungsbetrieb angewiesen ist, die jetzt erst recht fehlen.

Als traditionsreiches Familienunternehmen hält die Pott’s Brauerei zusammen: „Mit konsequenten Sparmaßnahmen und der Anpassung an die Situation im Rahmen unserer Möglichkeiten, haben wir es bisher geschafft, niemanden zu entlassen“, berichtet Geschäftsführer Jörg Pott, der die Brauerei seit 2011 in siebter Generation führt.  In der aktuellen Lage fällt es jedoch auch ihm immer schwerer, der Belegschaft der Brauerei und des angeschlossenen Braugasthofs weiter Zuversicht zu geben: „Wir suchen auf vielen Wegen nach Möglichkeiten und Lösungen“, erklärt Pott.

Eine dieser Möglichkeiten, die den Brauereibetrieb unterstützen könnte, ist die Erstattung der Biersteuer, wie sie die SPD-Fraktion im NRW-Landtag aktuell fordert.  Da in der Brauereibranche auch nach dem Lockdown keine Nachholeffekte möglich sind, wäre eine Erstattung mehr als gerechtfertigt. Mit einer dreijährigen Erstattung der Biersteuer, also einer Wirtschaftshilfe in Höhe von rund 20 Millionen Euro aus dem NRW-Rettungsschirm wäre vielen Unternehmen der mittelständischen Brauwirtschaft geholfen. „So können wir die regionale Vielfalt der heimatverbundenen Brautradition in NRW erhalten“, begründet Annette Watermann-Krass den Vorstoß der SPD-Fraktion, die dazu einen entsprechenden Antrag in den Landtag einbringt.

Regionale Brauereien stärken das Heimatgefühl und die lokale Identität – beispielsweise als Sponsoren für Veranstaltungen, wie es auch die Pott’s Brauerei aus Oelde regelmäßig tut. Sie sichern Arbeitsplätze vor Ort und bedeuten Steuerkraft für die Kommunen. „Die Pott’s Brauerei ist für den Kreis Warendorf und das Münsterland mit ihrer Jahrhunderte alten Tradition zudem ein bedeutendes Kulturgut“, betont Annette Watermann-Krass. „Deshalb ist es so wichtig, dass ihr und weiteren kleinen und mittelständischen Brauereien jetzt geholfen wird. Dazu soll die Landesregierung eigene Gelder aus dem NRW-Rettungsschirm zur Verfügung stellen.“

Für Jörg Pott und sein Team wäre das zumindest ein Lichtblick in Richtung einer lang ersehnten Perspektive, die ihm und vielen anderen aus dieser Branche seit dem Herbst so sehr fehlt.