Im Bürgerzentrum in Ahlen, der alten Schuhfabrik, sind die Stühle gestapelt und die Räume leer. Christiane Busmann, seit fast 20 Jahren Geschäftsführerin des Kulturzentrums, hat den Mut in der Krise bisher dennoch nicht verloren.
Dabei geholfen haben ihr und der Schuhfabrik auch das landesweite Förderprogramm „Dritte Orte“, von dem der Verein die nächsten drei Jahre unterstützt wird. Die Landtagsabgeordnete Annette Watermann-Krass hat sich mit Frau Busmann zum jährlichen Austausch getroffen, um über Förderungen wie diese, aber auch über Perspektiven und Probleme in der Pandemie zu sprechen. In dem Gespräch berichtet Christiane Busmann, wie sie und ihr Team der Schuhfabrik das letzte Jahr erlebt haben: „Eine Schockstarre durch Corona konnten und wollten wir uns nicht erlauben.“ Die Schuhfabrik hat nicht aufgegeben – im Sommer konnte das Team des Bürgerzentrums insgesamt 18 Veranstaltungen auf der neuen Terassenbühne organisieren: „Dank der Unterstützung von Sponsoren und Kooperationspartnern konnten wir Künstlerinnen und Künstlern wieder eine Bühne bieten. Sie und das Publikum waren sehr dankbar, endlich wieder live Kultur erleben und gestalten zu können.“
Weichenstellung für eine neue Normalität?
Nach dem gelungenen Sommer waren die Konzepte für die kalte Jahreszeit bereits erarbeitet: Hygienevorkehrungen, Veranstaltungsrahmen und Ticketverkauf: Die Schuhfabrik war vorbereitet. Doch dann kam im November der nächste Lockdown. Bis heute geht mit ihm das Gefühl der Machtlosigkeit und der fehlenden Perspektive einher. Annette Watermann-Krass zeigt Verständnis: „Corona hat uns schonungslos aufgezeigt, wie prekär die Lage vieler Künstlerinnen und Künstler ist. Auf Bundes- und Landesebene ist die Politik jetzt in der Pflicht, nicht nur für finanzielle Unterstützung, sondern auch für Perspektiven zu sorgen. Kunst und Kultur halten unsere Gesellschaft zusammen und sollten daher auch entsprechend gefördert werden.“ Beide sind sich einig, dass der Kunst auch unter Pandemiebedingungen genügend Raum gegeben werden muss. Deshalb zeigt die Schuhfabrik in ihren Räumlichkeiten derzeit Ausstellungen, die von Außen für Betrachter einsehbar sind. Für die Zeit nach dem Lockdown werden dank der „Dritte Orte“-Förderung für Kultureinrichtungen bereits die Weichen gestellt: Als neuestes Projekt soll das Haus digital aufgerüstet werden, ohne seinen eigentlichen Charme zu verlieren: Die Schuhfabrik will in Zukunft auf hybride Nutzung setzen, wodurch Kunst, wenn es wieder möglich ist, live und vor Ort gezeigt werden kann, aber auch digital vermittelbar wird. Als perfekte Ergänzung dazu soll ein Raum zu einem Filmstudio umgebaut werden. So blickt das Team der Schuhfabrik trotz der schwierigen Situation optimistisch in die Zukunft: „Wenn wir weiterdenken, können wir auch weiterleben“, lautet Christiane Busmanns Motto. Annette Watermann-Krass ergänzt abschließend: „Die politische Verankerung der Kultur muss in Zeiten wie diesen noch deutlicher werden. Nur durch klare Zuständigkeiten kann die so wichtige Aufgabe wahrgenommen werden, dieser Branche wieder Perspektiven zu geben. Denn Kunst und Kultur sind bereit für einen Neuanfang. Jetzt muss die Politik für den passenden Rahmen sorgen.“