Plenarrede zur Regionalen Vermarktung in NRW am 20. März

„Regionale Vermarktung in NRW fördern und Akzeptanz für die bäuerliche Landwirtschaft schaffen“

 

Rede der Landtagsabgeordneten Annette Watermann-Krass

20.03.19

– es gilt das gesprochene Wort –

 

Anrede,

 

die regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte finde ich im Prinzip gut und förderungswürdig. Kurze Wege bedeuten eben auch frischere Produkte, klare Herkunftsverhältnisse, hohe Qualität und in der Regel eine bessere Gewinnspanne für die Erzeuger.

 

In dieser Hinsicht greift die Afd-Fraktion hier ein brandaktuelles Thema auf und schafft es – wieder einmal, muss man sagen – dieser wichtigen Angelegenheit ihren negativen Stempel aufzudrücken.

 

Ich sage es mal kurz:

 

  1. Ihre Sicht ist total beschränkt: Regionale Vermarktung bedeutet bei weitem nicht nur den Direktvertrieb über Hofläden. Ihre eingeschränkte Denkweise grenzt an eine romantische Verklärung. Wir kennen noch eine Vielzahl weiterer Vermarktungswege und Initiativen, die regionale Produkte effektiv auf den regionalen Markt bringen können z. B. Erzeugergemeinschaften oder wie vor Ort durch Gründung von Ernährungsräten, die sich genau damit beschäftigt.

 

  1. Sie stellen Regional gegen Bio: der Konsum von Bioprodukten hat noch immer einen Zuwachs im zweistelligen Bereich. Aber in der Regionalbewegung NRW wird Regional und Bio nicht gegeneinander ausgespielt.

 

 

  1. Ihre Forderungen sind absurd: Sie fordern Bürokratieabbau und nennen als Beispiele die Regeln im Gewerberecht, Steuerrecht, Handwerksrecht, bei den Öffnungszeiten, im Baurecht, Lebensmittelrecht, bei der Produkthaftung, der Verpackungsverordnung, den Vorschriften zur Lebensmittelhygiene und beim Tierrecht. Dazu kann man nur den Kopf schütteln. Solch ein Unsinn hilft nicht den Erzeugern, sondern führt uns geradewegs zurück ins Mittelalter und in eine chaotische Marktsituation, in der nur noch das Recht des Stärkeren zählt. Ihnen mag das ja gefallen, aber ansonsten helfen Sie damit niemandem weiter.
  2. Ihre Absichten sind EU-Feindlich: Sie fordern wieder einmal die Rückkehr zu mehr Nationalstaatlichkeit und weniger EU-Agrarpolitik. Dabei vergessen Sie, dass es gerade die EU ist, die Richtlinien und Vorschriften in Bezug auf die Verbesserung der Lebensmittelsicherheit, Lebensmittelqualität und Umweltbedingungen einführte. Es ist die EU, die mit der die Verordnung zum Schutz von geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel eine effektive Stärkung und Sicherung regionaler Produkte herbeiführte.

 

Insgesamt halte ich Ihren Antrag für wenig hilfreich, ziemlich versponnen und realitätsfern. Sie wollen zurück zur eigenen Scholle, weg vom globalen Markt, finden die EU überfüssig, mögen keine Regeln und wünschen sich insgesamt eine schöne neue Welt mit blühenden Landschaften auf heimatlichem Boden.

 

Wenn wir die regionalen Wertschöpfungsketten stärken und ausbauen wollen, müssen wir andere, realistische Wege gehen. Zukunftsorientierte Agrarpolitik sieht anders aus.

 

Ihren Antrag lehnen wir ab.