Digitalisierung: DGB und SPD fordern Stärkung der beruflichen Bildung

Felix Eggersglüß, Annette Watermann-Krass, Volker Nicolai-Koß

 

KFZ-Mechatroniker überprüfen unsere Autos mit computergestützten Messinstrumenten und Installateure statten unsere Wohnungen mit vernetzen Heizungsregelern aus. Fest steht, im Beruf wird zunehmend digitales Wissen erforderlich und der sichere Umgang mit Computer- und Informationstechnik gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wie die berufliche Erstausbildung zukünftig gestaltet werden muss, damit alle Jugendlichen auf die Herausforderungen in der Berufswelt gut vorbereitet werden, haben Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Münsterland in einem Gespräch mit der SPD-Landtagsabgeordneten Annette Watermann-Krass diskutiert.

 

DGB-Gewerkschaftssekretär Volker Nicolai-Koß wünscht sich ein gemeinsames Vorgehen von Gewerkschaften und Politik zur Fachkräftequalifikation. Im Dialog mit allen Beteiligten, auch den Unternehmen, müssen nun die von der Digitalisierung betroffenen Arbeitsplätze im Hinblick auf Veränderungen bei Arbeitsprozessen, Tätigkeiten und Qualifikationsbedarfe untersucht und analysiert werden. Sorge bereitet den Gewerkschaften allerdings die hohe Zahl von rund 5000 arbeitslosen Jugendlichen zwischen 25 und 35 Jahren, ohne abgeschlossene Berufsausbildung in der Region. Vor allem diejenigen, die heute schon praktisch keine Chance auf dem regulären Arbeitsmarkt haben, sollten noch stärker unterstützt werden. Ziel müsse es sein, dass in der sich wandelnden Arbeitswelt niemand abgehängt wird.

 

Annette Watermann-Krass betonte, dass neben den grundlegenden Fähigkeiten auch digitale und IT- Kompetenzen zu Schlüsselkompetenzen in der Berufsausbildung geworden seien. Für die Arbeit der Zukunft sei es deshalb wichtig, IT- und Medienkompetenzen schon in der allgemein- und berufsbildenden Schule zu vermitteln und Schüler bei ihrer beruflichen Lebenswegplanung noch stärker zu betreuen. Damit auch Jugendliche im Hartz-IV System Chancen bekommen können, sprach sich die Abgeordnete für den Aufbau von Produktionsschulen aus, wo Betriebsmodelle sowie Arbeits- und Produktionsprozesse simuliert und vermittelt werden können. Die Förderung der Produktionsschulen ist im vergangenen Jahr durch die Landesregierung eingestellt worden. Das neue Förderprogramm Werkstattjahr spricht eine kleinere Zielgruppe an und wurde beispielweise im Kreis Warendorf gar nicht aufgelegt.

 

DGB-Jugendbildungsreferent Felix Eggersglüß forderte die Politik zur Verwirklichung einer ‚Versprechenskultur‘ auf, die es allen Jugendlichen ermöglicht eine berufliche Perspektive zu finden und die Aufstiegsperspektiven und Erfolgserlebnisse garantiert. Konkret müsse auch der Ausbau der Lernortkooperation, also der Zusammenarbeit von Betrieb und Berufsschule und die Qualifikation von Ausbildern vorangetrieben werden. Das Berufsbildungsgesetz als zentrales Gesetz für die berufliche duale Ausbildung in Deutschland sollte in diesen Punkten umfassend novelliert werden.