Wir nehmen Landwirtschaft und Landwirte ernst

Erstmalig haben sich die beiden Kreisvorstände von SPD und Landwirtschaft zu einer gemeinsamen Sitzung getroffen: Mit offenen und zum Teil deutlichen Worten stellten beide Seiten ihre Positionen zu Grundsatzthemen dar.

Ein Thema auf Seiten der Landwirtschaft war die jüngst gestoppte „Bauernregel“- Kampagne von SPD- Ministerin Barbara Hendricks: „Wir nehmen die Entschuldigung von Frau Hendricks an. Die Themen werden wir gemeinsam angehen, unsere Dialogbereitschaft besteht.“, so der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Karl Werring. Hier verwies Bernhard Daldrup, SPD- Bundestagsabgeordneter im Kreis, auf die ständigen Gespräche, die seine Partei mit Landwirtschaftsvertretern führe. Das Beenden der Kampagne hielt auch er für richtig. Er warnte allerdings davor, die Aktion nicht einseitig parteipolitisch zu nutzen  und erinnerte daran, dass es die SPD gewesen sei, die mit der Förderung der regenerativen Energien zu Beginn der Jahrtausendwende maßgeblich die Einkommenssituation vieler Landwirte verbessert habe. „Wir nehmen Landwirtschaft und Landwirte ernst, darauf können Sie sich verlassen“, versicherte er den Mitgliedern des Kreisverbandes.

Großen Diskussionsbedarf hatten die SPD- Politiker Bernhard Daldrup, Annette Watermann- Krass und Andrea Kleene- Erke bezüglich des Einsatzes von Nährstoffen in der Landwirtschaft: „Das Thema wird quer durch die Bevölkerung kritisch diskutiert. Auch im Kreis Warendorf“, so Daldrup. Einigung bestand darüber, dass eine bedarfsgerechte Düngung der Kulturpflanzen einerseits und der Schutz der Qualität des Grundwassers andererseits in Einklang gebracht werden müsse. Sehr gute Erfolge gebe es hierzu im Rahmen des Trinkwasserschutzes auf der Basis der Wasserkooperation, die seinerzeit NRW- SPD- Landwirtschaftsminister Matthiesen ins Leben gerufen habe. „Die Qualität des Trinkwasser im Kreis Warendorf ist gut und verbessert sich weiter“, so Karl Werring. Den rechtlichen Rahmen hierzu bietet die EU- Nitratrichtlinie, welche durch die soeben in Novellierung befindliche Düngeverordnung für deutsche Landwirte umgesetzt wird.

Auch Kreisverbandsvorsitzender Hermann- Josef Schulze- Zumloh betonte, dass seitens der Landwirtschaft viel getan werde, um hier Probleme zu beseitigen. So sei auf Initiative der Landwirtschaft schon vor vielen Jahren die Nährstoffbörse gegründet worden, mit deren Hilfe der bedarfsgerechte Einsatz der Nährstoffe sichergestellt wird, indem Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung an Ackerbauern vermittelt wird.

Als politisches Ziel nannte Annette Watermann- Krass: „Es muss möglich sein, Landwirtschaft zu betreiben mit mehr Tier- und Umweltschutz und zugleich genügend Einkommen für die Landwirtschaftsfamilien zu erzielen.“

Kreisverbandsvorsitzender Schulze- Zumloh wies hier auch auf das Verbraucherverhalten hin. „Ein erhöhtes Engagement der Landwirte muss auch an der Ladentheke honoriert werden.“ Bisher sei das aber bei der großen Mehrheit der Verbraucher nicht der Fall. Einen Lösungsansatz sieht die SPD- Politikerin in einem Vermarktungsweg ähnlich dem der Hühnereier, bei denen unterschiedliche Qualitätsstandards anhand der Kennzeichnung sichtbar sind.

Sowohl die Vertreter der SPD, als auch der Landwirtschaft sehen die dringende Notwendigkeit, den Flächenverbrauch in Deutschland, NRW und auch vor Ort deutlich zu reduzieren. Landwirtschaftliche Nutzfläche würde wie „Freifläche“ verbraucht. Stattdessen sind moderne Konzepte der Wohnbebauung z.B. durch Verdichtung im Innenbereich anzuwenden. Große Strassenbaumaßnahmen, wie sie der Bundesverkehrswegeplan auch in unserer Region vorsieht, sind gerade vor diesem Hintergrund äußerst kritisch zu überprüfen.

Diese und weitere Themen sollen auch zukünftig weiter miteinander erörtert werden.