Die allgemeine Situation auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis Warendorf, die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt und die Digitalisierung waren die beiden Gesprächsthemen, über die sich MdL Annette Watermann- Krass und MdB Bernhard Daldrup bei ihrem Besuch der Kreishandwerkerschaft in Warendorf mit Hauptgeschäftsführer Frank Tischner und Heinz- Bernd Lohmann, stellvertretender Kreishandwerksmeister, austauschten.
Frank Tischner informierte über das Pilotprojekt zur „Verbesserung der Integrationschancen von jungen Flüchtlingen mit günstiger Aufenthaltsprognose“ und die ersten Vermittlungsergebnisse. Das hohe Maß an Flexibilität, an Pragmatismus und an Engagement hat zu einem erfolgreichen Abschlussfazit dieses Projektes geführt.
Das Gespräch führte weiter in Richtung Berufschulpflicht bis 25 Jahre oder den Austausch mit anderen Akteuren, die sich um die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt kümmern, was aufgrund von fehlenden Zuständigkeiten immer wieder zu Problemen führe, erklärte Frank Tischner. „Eine generelle Anhebung der Schulpflicht für Flüchtlinge ist mit Sicherheit schwierig, aber warum kann man in einer Sondersituation nicht eine Ausnahme für Flüchtlinge schaffen?“, so die Frage des Hauptgeschäftsführers.
Bernhard Daldrup brachte beim Thema Langzeitarbeitslosigkeit die Option eines staatlich- finanzierten sozialen Arbeitsmarkts ins Gespräch. Dabei gab Lohmann zu bedenken, dass man schulische Mängel zwar ausgleichen könne, die oft multiplen Vermittlungshemmnisse sind allerdings oft noch eine Hürde, die einer entsprechenden Begleitung bedürfen und nicht von der Wirtschaft geleistet werden könnten. Weiter ging es um den Zulauf an Nachwuchs in der Kreishandwerkerschaft. „Leider ist das Berufswahlverhalten der jungen Leute oft nicht nachzuvollziehen, da es einen deutlichen Trend zur Akademisierung gibt und sich die Bildungspolitik von falschen Aussagen der OECD leiten lässt“, bedauerte Tischner die aktuelle Entwicklung. Watermann- Krass fragte, ob das Projekt KAoA (Kein Abschluss ohne Anschluss) in diesem Falle für Ausgleich sorge. Dies konnte Tischner bestätigen. „Die Erfassung aller Schulformen und eine Verschlankung der Strukturen war dringend erforderlich.“ Weiter sehe er die Berufswahlvorbereitung an Gymnasien als genauso wichtig an wie die Studienwahlvorbereitung. „Wir haben 340 Ausbildungsberufe, davon 130 Ausbildungsberufe im Handwerk. Gegenübergestellt sind 17500 Bachelor- Studiengänge. Was machen diese Leute, wenn sie fertig sind?“ Die Landtagsabgeordnete sieht dies ähnlich. „Wir müssen langfristig praktische Anteile in den Schulalltag bekommen. Der Leistungsdruck, dass jedes Kind Abitur machen soll, muss raus. Unser Bildungssystem ist so durchlässig, dass es alle Chancen gibt, auch wenn zuerst eine Ausbildung gemacht wird. Gerade in Ahlen und Beckum gibt es viele gute Arbeitsplätze im produzierenden Bereich und es gibt einige global agierende Firmen, die tolle Perspektiven für junge Menschen bieten.“
Frank Tischner und Heinz- Bernd Lohmann hatten noch einige Wünsche an die Politik. Dazu zählen eine steuerliche und bürokratische Entlastung der Betriebe und vor allen der Glasfaserausbau im Kreis Warendorf. „Das ist sehr dringend für unsere digitale Sicherung“, so Lohmann. „Von der Digitalisierung sind unsere Lagerbestände und Stempelsysteme abhängig. Ohne IT läuft nichts, nicht mal bei uns im Tischlerbereich.“ Die Digitalisierung wird auch das Handwerk entscheidend verändern.
„Das Handwerk ist so gut aufgestellt, so flexibel, dass dieses für den Kreis Warendorf, die Firmen und die Menschen auch eine Chance sein kann. Unsere Aufgabe ist es, die Betriebe dabei maximal zu unterstützen“, so Tischner.