Es ist bald Monatsende, die Portemonnaies sind leer, der Andrang vor der Tür der Rosenstraße 2 in Ahlen wird wieder größer. Rund 30 Personen warten heute schon lange vorher auf die Öffnung des Cafés im Forum gegen Armut, wo es von montags bis freitags einen Becher Kaffee und ein großes Stück Kuchen gibt. Und zwar für jeden, der sich diesen Luxus sonst nicht leisten kann – der sich generell nicht leisten kann, was er zum täglichen Leben braucht.
Annette Watermann- Krass ist bereits in den Räumlichkeiten, sie wird an diesem Nachmittag bei der Lebensmittelausgabe mithelfen. Schon vorher sprach die Landtagsabgeordnete mit Vorstandsmitglied Dieter Schroth und Koordinator Dirk Bethke, die von dem Beratungsangebot des Forums gegen Armut berichteten. Seit 2007 gibt es das Forum, was sich mit mittlerweile 30 ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeitern darauf spezialisiert hat, soziale Hilfe zu leisten. Die Institution finanziert sich ausschließlich durch Spenden. „Die Menge an Lebensmitteln ist leider rückläufig, auch bei der allgemeinen Ausgabe“, berichtet Dieter Schroth. „Für manche Bäcker und Supermärkte ist es billiger, die Sachen wegzuwerfen, als sie uns zur Verfügung zu stellen.“
Die Tür öffnet sich, schnell ist das Café gefüllt. Die Plätze an den Tischen, auf denen bereits Kannen mit duftendem Kaffee stehen, sind schnell belegt. Vor der Kuchenausgabe hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Innerhalb von 10 Minuten ist die Theke wie leer gefegt.
Annette Watermann- Krass gesellt sich zu den einzelnen Grüppchen an die Tische, spricht mit ihnen, hört zu, wie ihre Bedürftigkeit entstanden ist. „Ich habe Menschen kennengelernt, die zum Teil unverschuldet durch Krankheit oder Schicksalsschläge in die Arbeitslosigkeit oder Armut gerutscht sind“, so Watermann- Krass. „Das Café ist ein niederschwelliges Angebot, um Fragen klären zu können und ich habe herausgehört, dass das Forum ein wichtiger Treffpunkt ist.“
Nach und nach gehen die Leute vom Café zur Lebensmittelausgabe nebenan. Hier bekommen sie – wenn sie nachweisen können, dass sie bedürftig sind – frische Lebensmittel von Firmen aus der Umgebung für einen Euro. Soviel, wie eben da ist, das variiert. „Vor Weihnachten ist das mehr“, weiß Dirk Bethke, „oder in den Sommerferien, da können die Händler wegen der Urlaubszeit manchmal nicht so gut kalkulieren.“ Heute gibt es u.a. belegte Brötchen, Erdbeeren, Salat und wer möchte, kann sogar ein Blümchen mit nach Hause nehmen. Annette Watermann- Krass verteilt Kartoffeln und Butter.
„Mindestens 50 Leute habe ich an der Ausgabe getroffen. Das, was an Lebensmitteln da war, reichte nur knapp aus“, schildert Watermann- Krass ihre Eindrücke. „Teilweise waren sechs- oder siebenköpfige Familien da, es waren auch einige Kinder dabei. Ich habe erlebt, wer da von Armut betroffen ist.“ Das Forum sei eine gute Einrichtung, erklärt Annette Watermann- Krass weiter und ihr wurde nochmal bewusst, welche Familien durch bestimmte Bedingungen auf solche Institutionen angewiesen sind. „Ein großes Lob an alle ehrenamtlichen Mitarbeiter, die jeden Tag diese tolle Arbeit am Menschen leisten.“
Im Abschlussgespräch verdeutlichten die Helfer nochmal ihren Wunsch nach einer größeren Spendenbereitschaft.