Die Flüchtlingssituation stand im Mittelpunkt des Austausches von Politik und Kirche. Mitglieder des SPD-Kreisvorstands Warendorf kamen mit Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und den Dechanten im Kreis Warendorf zu ihrem regelmäßigen Treffen zusammen. In der Landvolkshochschule in Freckenhorst nahmen sie die Flüchtlingsthematik kreisweit und europaweit in den Blick und diskutierten außerdem über das Kinderbildungsgesetz.
Weihbischof Zekorn plädierte dafür, den Blick weiter auf die vielen ehrenamtlichen Helfer zu richten, die sich bei der Integration der Flüchtlinge engagieren. Ein großer Vorteil sei der persönliche Kontakt, in den die Flüchtenden dadurch mit den Deutschen kämen. „Ein Integrationskurs kann Sachverhalte vermitteln; diese aber mit Leben füllen, können nur die Menschen“, sagte er. Außerdem wirkten die Ehrenamtlichen in die Gesellschaft hinein – oftmals weitreichender als kirchliche oder politische Institutionen dies könnten.
Als „weiterhin große Herausforderung“ bezeichnete auch Bundestagsabgeordneter Bernhard Daldrup die Aufgabe der Integration. Für notwendig hält er es, der Bevölkerung zu vermitteln, mit welchen „Kulturschocks“ die Flüchtlinge nach Deutschland kämen. Eine weitere Schwierigkeit sieht er in der wachsenden Ablehnung der Flüchtlingspolitik. „Rund 800 Übergriffe mit fremdenfeindlichen Hintergrund im vergangenen Jahr sind alarmierend“, betonte er.
Eine mögliche Antwort darauf sah Landtagsabgeordnete Annette Watermann- Krass in einer umfassenden Politik. „Wir müssen uns von einer reinen Flüchtlingspolitik lösen und stattdessen eine gute Politik für alle Menschen machen, darunter auch für diejenigen, die als Flüchtlinge zu uns kommen“, erklärte sie. Dechant Michael Mombauer verwies auf die Wahrnehmung der Bundespolitik in der Öffentlichkeit. „Wenn man wüsste, dass die Politik eine einheitliche Linie fährt, könnte man auch den rechten Gruppen gegenüber entschiedener auftreten“, sagte er. Einig waren sich beide Gesprächsparteien, dass die Vermittlung von Werten eine entscheidende Rolle bei der Integration der Flüchtlinge spielt.
Intensiv diskutiert wurden außerdem die Mängel bei der Finanzierung der Kindestagesstätten auf Grundlage des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz). Landtagsabgeordnete Watermann-Krass erklärte, dass das NRW- Familienministerium ein neues Kinderbildungsgesetz auf den Weg bringen werde, allerdings vermutlich erst nach der Landtagswahl im kommenden Jahr. Bereits ab dem Kindergartenjahr 2016/17 soll sich allerdings die Kindpauschaule verdoppeln, um steigende Kosten zu decken. Darüber hinaus soll ab Sommer sowohl in den Bereich der Ü3-Betreuung investiert als auch die laufenden Gruppen unterstützt werden.
Als einen „Tropfen auf den heißen Stein“ bezeichnete Kreisdechant Peter Lenfers die Erhöhung der Pauschale, weil die Defizite in dem Bereich dadurch nicht gedeckt würden. „Wir schieben die Unterfinanzierung wie eine Bugwelle vor uns her“, sagte er. Dennoch gebe es ein deutliches Zeichen von Seiten der Kirche: „Wir ziehen uns nicht zurück, geben keine Trägerschaft ab, sondern wollen weitermachen.“